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Ankunft in Enkenbach

Der letzte Reisetag wird vom Reiseleiter persönlich in Textform gebracht. 


Der Tag begann um 6:00 Uhr auf der Fähre Malmö-Travemünde mit einer Durchsage die uns zum Frühstück ruft und das Anlanden in einer Stunde bekannt gab. Wir mussten alle feststellen, dass diese letze Fährfahrt auf der „Finntrader“ weniger angenehm war, als die beiden vorigen. Die Fähre selbst ist alt, was man ihr auch ansah, an der Lackierung, den Fußböden und der Ausstattung. Vor allem fehlende Ausstattungmerkmale, wie bspw. ein Bällchenbad, ist für zukünftige Reisen für uns das absolute NoGo. Bitte wo sollen unsere Jugendlichen denn schlafen, etwa in den Betten???

Das Frühstücksangebot ging mit der Benotung „ausreichend“ grad noch so durch. Die Fähren Finnswan und Europalink auf der Strecke Kapellskär-Naantali sind deutlich moderner.  Insgesamt muss ich der Fährgesellschaft großes Lob aussprechen, denn eine telefonische Umbuchung wegen falscher Fahrzeugabmessungen war kostenlos möglich. Die Sachbearbeiterinnen waren immer sehr nett und zuvorkommend. (Vielleicht ließt das ja jemand von Finnlines …)

Um 07:15 rollten wir dann aus dem stählernen Bauch der Fähre raus ins Tageslicht. Das Navi zeigte dabei stolze 666km Tagesetappe an.

Nach 10 Minuten mussten wir uns von Marius verabschieden. Er wurde von seinen Eltern abgeholt, um noch ein paar Tage Urlaub mit Familie an der Ostsee zu verbringen. Keine Ahnung, ob das schöner ist als 666km mit uns im Auto zu schwitzen und andauernd Malle-Hits zu singen?

Na jedenfalls schafft uns das einen freien Sitzplatz, den jetzt ein Stapel Rücksäcke einnimmt. 

Mit Lars wechsele ich mich mit dem Fahren des MZF ab. Auf Gina können wir ja nicht zählen. Zwar hat sie versprochen heute komplett alleine durchzufahren, aber leider hat sie nur Badelatschen an und damit können wir sie nicht hinter das Lenkrad lassen. Das MTF sollte eigentlich von Marlen heimgelenkt werden. Mal sehen, was sie uns für eine Ausrede auftischt, denn im Rückspiegel sehe ich immer nur Mona oder Nils am Steuer. 

Mittagspause machten wir an der Autobahnraststätte Kassel Ost. Diesen Stopp halte ich aus mehren Gründen für bemerkenswert. Zuerst musste ich mal dringend, gaaanz dringend. Und auf dem Weg zur Toilette bekam ich telefonisch die Aufforderung nach Milch für die Zubereitung von Porridge Ausschau zu halten. Aber dafür drückte die Blase zu sehr und so reihte ich mich in die Schlange vorm Toiletteneingang ein. Es handelte sich um eine Bezahltoilette mit drei Automaten, von denen 2,5 defekt waren. Einer schien zu funktionieren, aber nur mit einer unbekannten Münzart, die sich der Automat bei jedem Gast wohl neu ausdachte. Jedenfalls hatte ich mit meinen aktuell zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln nicht die geringste Chance gegen das Kassiersystem. Rückzug! Lage neu beurteilen und weiteres geeignetes Vorgehen vorbereiten. Gar nicht einfach mit Überdruck im Blasengang. Im angrenzenden Shop möchte ich einen 50€ Schein, einziges Zahlungsmittel, welches ich dabei habe, wechseln lassen. „Pinkelgeld wechseln wir grundsätzlich nicht“, schnauzt mich jemand hinter der Kasse an. Da fällt mir die Milch ein. Die kaufe ich und mit dem Wechselgeld in der Hand und der Milchpackung unterm Arm gehe ich aufs Klo. So stelle ich mir das jedenfalls vor, bis ich das Preisschild sehe. 6€ für einen Liter. Ich beschließe in die Hose zu machen! Naja beinahe jedenfalls. Mika hilft mir in letzter Sekunde mit der passenden Münze aus. Die Toiletten waren sehr sauber, bis auf ein Pissoir. Kein Wunder, alle außer Betrieb, bis auf eins. Seife? Auch nicht, ein Spender kaputt, einer leer und einer glänzt durch völlige Abwesenheit. Ok, fertig gepullert und zurück zur Mannschaft, vorbei an einem Schnellkaffee. Oh, soll ich da den Gutschein von der Pinkelkasse einlösen? Die kurze Schlange geht ok. Ein Mann und ein Pärchen vor mir. Beim Überlegen, was ich mir gönne, sehe ich, dass das Männchen von dem Paar vier große, bedrohlich wirkende Messer am Gürtel hängen hat. Seine Freundin bezahlt, indem sie der Kassiererin einen auffallend großen, zerknüllten Haufen Geldscheine hinlegt und sie in einer überaus gewählten Ausdrucksweise auffordert, ihr passend rauszugeben. Der nächste in der Schlange hat einen dicken Stoß von den Klogutscheinen und möchte damit seinen Kaffee bezahlen. Die Verkäuferin möchte das nicht akzeptieren und es kommt zu einer intensiven Debatte. Als der Messerknülch zurückkommt entscheide ich, dass meine Kaffeegelüste doch nicht so ausgeprägt sind. Auf dem Weg zurück über den Parkplatz picknicken da einige Trucker. Als Hauptspeise entdecke ich mindestens drei Flaschen Schnaps. Man roch das auch deutlich. Und damit ich nicht besoffen werde trolle ich mich schleunigst. Vivien hat aber keine Hemmungen die netten Herren anzusprechen. Sie versichern ihr, mit dem Saufen aufzuhören, aber sie schwanken noch. Ich traue den Burschen nicht, am Besten wir beeilen uns, um vor denen auf den Highway zu kommen. Noch drei, vier Mal „Cordula Grün“ und „Quellkartoffel un Dupp Dupp“ aus vollem Hals über die Autobahn geträllert und dann rollen wir auch schon mit dem „Final Countdown“ auf der Wache in Enkenbach ein. Und ehrlich, auf der ganzen Strecke hat keiner auch nur einen winzigen Augenblick die Augen zu gemacht. 

Wir laden die Fahrzeuge noch komplett ab, obwohl keiner mehr so richtig Lust hat. Nur die bestellte Pizza für das Abendessen treibt uns an. Und dann lassen wir unseren letzten Abend so richtig finnisch in der Sauna ausklingen.

@ unsere Freunde in Finnland: vielen lieben Dank für die schöne Zeit bei euch. Kiitos, kiitos!